Irena Posner | Best in Show

11 Mai - 29 Juli 2023
Übersicht

Die Arbeiten der britischen Künstlerin Irena Posner (*1988) bewegen sich im Bereich der Allegorie, des Spiels und des Humors, um Machtstrukturen anhand von Diskursen über Tiere, selektiver Zucht und Fetisch zu erkunden.

 

Posners Quintett von Marmorskulpturen, die in der neuen Ausstellung Best in Show präsentiert werden, thematisiert die Domestizierung und den impliziten Verzicht auf Freiheiten zugunsten von Bequemlichkeit. Spartenübergreifend bezieht sich die Künstlerin dabei stark auf das literarische Werk von Leopold von Sacher-Masoch, Donna Haraway und Michail Bulgakov (Heart of a Dog).

 

Mit retrospektiven Blick auf die Darstellung von Haustieren in der Marmorskulptur ist eine weitreichende Tradition von Tierschnitzereien am Fuße von Königsgräbern zu verfolgen. Das Hundemotiv war dabei typisch für weiblichen Grabschmuck (Löwen für Männer) als Symbol der Hingabe und Treue. Die Werke von Posner befassen sich mit der Darstellung und Verewigung von Tieren im Kontext der menschlichen Welt und der Vergötterung von Haustieren.

 

Der direkt auf den Marmor geschweißte stählerne Maulkorb, die abgeschnittenen, gespitzten Ohren und die kupierte Rute des Dobermanns in ihrer Skulptur No tongue can tell, no tail can wag, sind Gestaltungsmerkmale und Zeichen des kuratierten Stammbaums der Hunderasse. Abgerichtet und mit Maulkorb versehen, verschafft sich der Hund einen Status unter anderen Tieren. Posner bezieht sich auf Donna Haraways When Species Meet, in dem über das Hundetrainingsregime und die ständige Zügelung der Begierden eines Hundes antrainiert, bis die "Tugend" der Selbstbeherrschung gefestigt ist - eine eindeutig menschliche Tugend, die wir unseren Haustieren einimpfen.

 

Die kopulierenden Hunde in Posners Werk Dolce spielen auf Berninis Raub der Persephone an, eine Skulptur, die Gewalt durch eine vom Stein ausgehende Verlockung beschönigt. Indem sie eine momenthafte Begegnung auf einem dauerhaften Material festhält, rekontextualisiert Posner den Marmor und nutzt das Material als Testfeld für die impliziten Vorurteile, die der Marmor als Material der Verehrung und Unterwerfung mit sich bringt.

 

Letztlich fordert Irena Posner die Erwartungen an Marmor heraus und hinterfragt die Verbindung des Materials mit Idealisierung und Memorialisierung. Anstelle eines weiteren weiblichen Akts oder einer idealisierten Büste beleuchtet Posner rar in Stein gemeißelte Subjekte sowie Themenfelder und bezieht in diesem bewusst-gesetzten Fokus einen gesellschaftskritischen Blickwinkel mit ein.

 

„Es gibt starke Meinungen darüber, was in Marmor dargestellt werden kann und was nicht. Diese Frustration oder die Wahrnehmung, dass das Material 'unangemessen' verwendet wird, ist für mich der springende Punkt. Es verkompliziert unsere Wahrnehmung von etwas, von dem wir dachten, es sei ein harmloses Stück Stein.  Plötzlich stellen wir Fragen über den Wert und darüber, was es wert ist, in Marmor dargestellt zu werden.“

 

Werke
Pressemitteilung

Die Arbeiten der britischen Künstlerin Irena Posner (*1988) bewegen sich im Bereich der Allegorie, des Spiels und des Humors, um Machtstrukturen anhand von Diskursen über Tiere, selektiver Zucht und Fetisch zu erkunden.

 

Posners Quintett von Marmorskulpturen, die in der neuen Ausstellung Best in Show präsentiert werden, thematisiert die Domestizierung und den impliziten Verzicht auf Freiheiten zugunsten von Bequemlichkeit. Spartenübergreifend bezieht sich die Künstlerin dabei stark auf das literarische Werk von Leopold von Sacher-Masoch, Donna Haraway und Michail Bulgakov (Heart of a Dog).

 

Mit retrospektiven Blick auf die Darstellung von Haustieren in der Marmorskulptur ist eine weitreichende Tradition von Tierschnitzereien am Fuße von Königsgräbern zu verfolgen. Das Hundemotiv war dabei typisch für weiblichen Grabschmuck (Löwen für Männer) als Symbol der Hingabe und Treue. Die Werke von Posner befassen sich mit der Darstellung und Verewigung von Tieren im Kontext der menschlichen Welt und der Vergötterung von Haustieren.

 

Der direkt auf den Marmor geschweißte stählerne Maulkorb, die abgeschnittenen, gespitzten Ohren und die kupierte Rute des Dobermanns in ihrer Skulptur No tongue can tell, no tail can wag, sind Gestaltungsmerkmale und Zeichen des kuratierten Stammbaums der Hunderasse. Abgerichtet und mit Maulkorb versehen, verschafft sich der Hund einen Status unter anderen Tieren. Posner bezieht sich auf Donna Haraways When Species Meet, in dem über das Hundetrainingsregime und die ständige Zügelung der Begierden eines Hundes antrainiert, bis die "Tugend" der Selbstbeherrschung gefestigt ist - eine eindeutig menschliche Tugend, die wir unseren Haustieren einimpfen.

 

Die kopulierenden Hunde in Posners Werk Dolce spielen auf Berninis Raub der Persephone an, eine Skulptur, die Gewalt durch eine vom Stein ausgehende Verlockung beschönigt. Indem sie eine momenthafte Begegnung auf einem dauerhaften Material festhält, rekontextualisiert Posner den Marmor und nutzt das Material als Testfeld für die impliziten Vorurteile, die der Marmor als Material der Verehrung und Unterwerfung mit sich bringt.

 

Letztlich fordert Irena Posner die Erwartungen an Marmor heraus und hinterfragt die Verbindung des Materials mit Idealisierung und Memorialisierung. Anstelle eines weiteren weiblichen Akts oder einer idealisierten Büste beleuchtet Posner rar in Stein gemeißelte Subjekte sowie Themenfelder und bezieht in diesem bewusst-gesetzten Fokus einen gesellschaftskritischen Blickwinkel mit ein.

 

 

„Es gibt starke Meinungen darüber, was in Marmor dargestellt werden kann und was nicht. Diese Frustration oder die Wahrnehmung, dass das Material 'unangemessen' verwendet wird, ist für mich der springende Punkt. Es verkompliziert unsere Wahrnehmung von etwas, von dem wir dachten, es sei ein harmloses Stück Stein.  Plötzlich stellen wir Fragen über den Wert und darüber, was es wert ist, in Marmor dargestellt zu werden.“

 

Ausstellungsansichten