Nana Mandl : never enough

24 Oktober - 22 November 2024
Übersicht

never enough

 

 

mirror mirror

on the wall

it's your call

your reflection

facing perfection

reliable distraction

from the

screaming toddler 

to hear

the fits to fear

the sleepless nights

the toothbrush fights

the greasy fingers wiped 

in the couch

the ouch 

it's tough

and never enough

never time for bluff

few moments to fake

you get no brake

from mental load

from clothes to fold

dishes to wash

garbage to toss

meals to prepare

monsters to scare

tears to dry

tears to cry

sighs to sigh

why why why

is there so much

to care

to be aware

to feel unfair

comitted to heal

and dare to reveal

because the 24/7

promised heaven

might not feel 

like the perfect deal

ready to seal

for real

Nana Mandl (geb. 1991 in Graz, Österreich) studierte an der Kunsthochschule Berlin Weissensee und erhielt ihr Diplom in Bildender Kunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Mandl ist außerdem Gründungsmitglied und aktives Mitglied des international tätigen Künstlerkollektivs CLUB FORTUNA und Gewinnerin des Strabag Art Award 2024.

 

In ihren farbenfrohen Materialcollagen, Bildern, Drucken und Skulpturen entwickelt Nana Mandl mögliche visuelle Umsetzungen der heutigen medialen Herausforderungen und Überforderungen. Ihre haptischen Collagen verbinden Elemente der Malerei, Stickerei und Zeichnung mit Formen aus den kommunikativen und repräsentativen Sphären von Werbung, Mode, Popkultur und sozialen Medien.

Werke
Pressemitteilung

In "never enough" präsentiert Nana Mandl eine visuell weitläufige und materiell vielseitige Serie von Arbeiten, die sich mit den Komplexitäten der modernen Mutterschaft, der digitalen Kultur und der Selbstrepräsentation auseinandersetzt. Durch ihre detaillierten, vielschichtigen Collagen – bestehend aus Stoff, digital bedruckten Textilien, Stickerei und Zeichnung – lädt Mandl uns ein, das zu erforschen, was sich unter der Oberfläche verbirgt.

 

Zentral in Mandls Werk ist ihre Auseinandersetzung mit Materialien. Textilien, historisch mit weiblich assoziiertem Kunsthandwerk verbunden, werden zu einer Plattform, auf der Widersprüche und Ambivalenzen zum Ausdruck kommen. Der Stoff ist sowohl Medium als auch Metapher für die gesellschaftlichen Zwänge und persönlichen Identitäten, die in der Erfahrung von Mutterschaft miteinander verwoben sind. Inspirationen bezieht Mandl aus dem Internet und ihrer digitalen Sammlung, wobei sie nach Bildern sucht, die durch Inhalt, Farbe, Silhouette oder Instinkt Resonanz finden. Diese werden vergrößert und vereinfacht, gedruckt und in große Papierformen geschnitten, um Muster zu schaffen, aus denen wiederum weitere Muster geschnitten werden – so entsteht ein Patchwork aus Textur und Farbe. Dies spiegelt die sensorische Überflutung der digitalen Welt wider, in der unzählige Bilder und Informationen ständig um unsere Aufmerksamkeit buhlen. Mandls Werke spielen mit der Möglichkeit einer tiefergehenden sensorischen Erforschung eines Bildes und ermöglichen es dem Betrachter:innen, sich über die Oberfläche hinaus mit einem Bild auseinanderzusetzen. Durch diesen mühsamen, mehrstufigen Prozess stellt Mandl den sofortigen Konsum digitaler Bilder dem sorgfältigen Kunsthandwerk gegenüber und verlangsamt den Bildherstellungsprozess. So verwandelt sie das Unfassbare in etwas Materielles und hinterfragt die Oberfläche, die Ambivalenz der Repräsentation und die Widersprüche des Selbst.

 

Mutter-Sein, gefiltert durch die Linse der Selfie-Kultur, ist ein zentrales Thema. Mandl lässt sich von Spiegel-Selfies von Müttern mit ihren Kindern inspirieren – intime, aber stark inszenierte Momente der Selbstdarstellung. Diese Bilder stellen traditionelle Darstellungen von Mutterschaft in Frage und zeigen Frauen als unabhängig, stark und selbstbewusst. Das Kind kann in diesen Szenen als Accessoire verstanden werden, was die Fokussierung auf das Spiegelbild der Mutter und ihre Kontrolle darüber, wie sie sich präsentiert, unterstreicht. Vielleicht subvertiert dies das patriarchale und kapitalistische Ideal von Mutterschaft als Form des Selbstopfers und enthüllt stattdessen die Komplexität zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, Ermächtigung und Objektifizierung. Mandl kritisiert die idealisierte Vorstellung von Mutterschaft, die von einer patriarchalen, kapitalistischen Gesellschaft projiziert wird, und enthüllt das unrealistische, aber kulturell allgegenwärtige Bild der „perfekten“ Mutter.

 

Ein weiteres Schlüsselelement von Mandls Werk ist der Text. Auf der Oberfläche großformatiger Arbeiten sind Buchstaben aufgenäht, die einen poetischen Dialog mit den visuellen Elementen der figurativen Collagen schaffen. Mit Rhythmus, Reim und Doppeldeutigkeiten erschwert der Text die Konstruktion von Bedeutung und Kontext im Digitalen und Physischen, im Persönlichen und Kollektiven sowie im Unmittelbaren und Tiefgründigen.

 

Mandls Werke entfalten, wie digitale Kultur und Technologie unser Verständnis von uns selbst und anderen formen. Indem sie die ständig wandelnde Natur des Online-Daseins evoziert, in der Identität und Repräsentation kontinuierlich neu definiert werden, ist "never enough" eine Reflexion über die Widersprüche und Komplexität des modernen Lebens, sozialer Rollen und Zwänge ein. Sie fungieren als haptische Einladungen, über die Oberfläche hinauszusehen, und lenken die Aufmerksamkeit auf den sinnlichen Reichtum ihrer Materialität sowie auf die Spannung zwischen Berührung und Bild in der digitalen Ära.

Ausstellungsansichten