Focus On | Sanja Nešković Peršin
Sanja Nešković Peršin (geb. 1968, Ljubljana) ist eine vielseitige Künstlerin, Choreografin und Performerin mit einem umfassenden Hintergrund in klassischem Ballett und zeitgenössischem Tanz. Ihre künstlerische Ausbildung verfeinerte sie an der Ballett- und Musikschule in Ljubljana und vertiefte diese an der angesehenen Rosella Hightower Ballettschule in Frankreich. Angetrieben von einer tiefen Leidenschaft für lebenslanges Lernen erweiterte sie ihre Fähigkeiten durch internationale Stipendien, Meisterkurse und Workshops in Wien und New York.
Im Verlauf ihrer künstlerischen Laufbahn arbeitete Sanja Nešković Peršin mit renommierten slowenischen und internationalen Regisseuren und Choreografen zusammen und leistete bedeutende Beiträge zu einer Vielzahl von Tanz- und Theaterproduktionen. Ihr visionärer und wegweisender Ansatz wurde 2019 durch die Verleihung des renommierten Župančič-Preises der Stadt Ljubljana für ihre außergewöhnlichen Verdienste um Kunst und Kultur gewürdigt.
Sanja Nešković Peršin's künstlerisches Schaffen geht weit über die Grenzen der Theaterbühne hinaus und umfasst auch Bereiche der Bildenden Kunst. Durch ihre interdisziplinären Projekte erweitert sie kontinuierlich die Grenzen performativer und visueller Künste und schafft Werke, die tiefgehende Reflexion und emotionale Resonanz hervorrufen. Ihre beständige Auseinandersetzung mit verschiedenen Kontexten eröffnet ihr stets neue Ausdrucksformen und ermöglicht ihr, frische Perspektiven auf die Themen und Erfahrungen zu bieten, die sie mit großer Hingabe erforscht. Durch ihre unermüdliche Erforschung neuer Medien und Kontexte entwickelt sie sich als Künstlerin kontinuierlich weiter und findet stets neue Wege, Raum und Zeit auf reflektierte Weise zu erkunden und auszubalancieren.
In Anknüpfung an die Spuren ihrer früheren Arbeiten begibt sich die Künstlerin Sanja Nešković Peršin in die geheimnisvollsten Regionen der künstlerischen Schöpfung. Durch den Einsatz von performativem Film und Live-Performance kreiert sie auf imaginative Weise eine sinnliche Kakophonie, die das Verlangen und die Unruhe erforscht, die unweigerlich mit der tief verwurzelten Suche nach Exzellenz einhergehen. Durch die Gegenüberstellung vager, unentzifferbarer Schwarz-Weiß-Bilder einzelner Bewegungen, die in der Vergangenheit aufgrund ihrer mangelnden Perfektion verworfen wurden, mit ihrem performativen Eingreifen im Raum etabliert die Künstlerin einen internen Dialog aus der Perspektive einer unsicheren Gegenwart. Sie reproduziert ein Gefühl der Spannung, das der tatsächlichen Auflösung der Erwartungen vorausgeht. Dieses dynamische Zusammenspiel von Bild- und Klangfragmenten im Dunkel des Ausstellungsraums zeichnet eine Karte von Anspannung und Ungewissheit, die aus der heutigen Perspektive zur Erkundung der Konstellation dessen anregt, was hätte sein können und was nicht geschah.
Mit einer einzigartigen poetischen Sprache, die von einem stetigen Rhythmus zunehmend intensiver Bewegungsvariationen geprägt ist, die sie während ihrer gesamten Tanzkarriere kontinuierlich erprobt hat, strebt die Künstlerin danach, die Grenzen des Physischen zu transzendieren und die Bedeutung sowie das Gewicht des Irrationalen als wesentlichen Bestandteil unserer rationalen Wahrnehmung zu betonen. Durch die ikonoklastische Praxis des Dekonstruierens repetitiver Bewegungen offenbart sie die unheimliche Komplexität widersprüchlicher emotionaler Impulse, die dem kreativen Prozess zugrunde liegen. Unbewusste Themen treten durch Erinnerungen an halb erlebte, unrealisierten Erfahrungen hervor und schaffen eine traumähnliche Atmosphäre, in der die Künstlerin das Verlangen nach Perfektion sublimiert, bis es entzündet.
Die künstlerische Intervention „The Moment Before“ spielt im Augenblick, bevor etwas geschieht – sogar nichts. Es handelt sich um einen Sprung ins Leere, einen Moment vollständiger Ungewissheit, der Augenblick, in dem man den Mut aufbringt, die Bühne zu betreten. Dieser Zustand der Verzückung ermöglicht es uns, mit der Vorstellungskraft durch die Zeit zu reisen. Er bildet einen Raum, von dem aus wir bewusst auf die detaillierten Fragmente unserer eigenen Erfahrungen zugreifen können, die unsere Vergangenheit oft eifersüchtig im Unbewussten bewahrt. So finden wir ein Gleichgewicht, in dem wir in unserer Fragilität akzeptieren, dass das, was zu einem bestimmten Zeitpunkt für uns Misserfolg bedeutete, ein unveräußerlicher Teil unserer Gegenwart ist. Möglicherweise ist es gerade dieser Moment, der uns dem, was wir stets angestrebt haben, am nächsten bringt.
(Text von Yasmin Martin Vodopivec)